"Pädagogik geht komplett unter"

23. Mai 2005

Umfrage CDU-Nachwuchs: Jugendzentrum wird nur als Disko wahrgenommen
Drogen und Gewalt spielen in der Wahrnehmung des Jugendzentrums eine wichtige Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Umfrage.

Von Steffen Burkert / Grafschafter Nachrichten vom 19.05.05 – Nordhorn – Junge Union und Schüler Union haben junge Nordhorner zum Jugendzentrum befragt und kommen in einer ersten Auswertung zu dramatischen Ergebnissen. „Besonders erschreckt hat uns, dass mehr als die Hälfte der Befragten schon Drogenkonsum im Umfeld der Scheune beobachtet hat", berichtet Till Meickmann, der die Ergebnisse gestern Abend gemeinsam mit Peter Kathmann, Malte Westerloh und Malte Kramer den GN vorstellte.
Neben Drogen spielt auch Gewalt in der Wahrnehmung der Jugendlichen offenbar eine große Rolle. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, häufig oder sogar sehr häufig Gewalt in der Scheune beobachtet zu haben. Gewaltsame Ausschreitungen waren, wie berichtet, im April der Auslöser für eine vorübergehende Schließung der Scheune als Veranstaltungsraum des Jugendzentrums gewesen.
Alkoholkonsum dagegen hat bei den meisten Befragten nur eine geringe Bedeutung. Die CDU-Nachwuchsorganisationen weisen allerdings auf ein Ergebnis ihrer Umfrage hin, das besonders zu Denken gebe: 43 Prozent der Befragten gaben an, dass beim Ausschank alkoholischer Getränke im Jugendzentrum das Alter gar nicht kontrolliert werde, weitere 30 Prozent berichten von nur wenig Kontrollen.
Die Hälfte der Befragten ist noch nicht volljährig, dennoch gaben nur 18 Prozent an, die Scheune vor Mitternacht zu verlassen. „Das heißt: Das Jugendschutzgesetz wird nicht beachtet", kritisiert Till Meickmann. 55 Prozent der Befragten antworteten, die Ausweiskontrollen seien „gar nicht" intensiv, weitere 33 Prozent werden nach eigenen Angaben nur selten kontrolliert.
Von den Angeboten des Jugendzentrum werden von den befragten jungen Leuten fast ausschließlich die Programme in Scheune und Tenne wahrgenommen. „Dass die Diskoveranstaltungen eindeutig im Vordergrund stehen, kann nicht im Sinne eines Jugendzentrums sein", meint Malte Westerloh. „Die inhaltliche, pädagogische Arbeit geht komplett unter", so sein Fazit aus der Umfrage.
Die CDU-Nachwuchsorganisationen haben bislang 300 Fragebögen ausgewertet, die vor allem in Schulen, aber auch in einer Straßenumfrage ausgefüllt worden sind. Junge Union und Schüler Union weisen darauf hin, dass sie Wert auf eine möglichst repräsentative Umfrage gelegt haben. So seien je zur Hälfte junge Frauen und Männer befragt worden, das Alter liege gleichmäßig verteilt zwischen 15 und 20 Jahren und die Fragebögen wurden an unterschiedlichen Schulformen verteilt.
Die jungen Nordhorner veröffentlichen die Zwischenergebnisse ihrer Umfrage pünktlich zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses, der sich heute ab 10 Uhr in einer öffentlichen Sitzung im Rathaus mit dem Jugendzentrum beschäftigt. In den kommenden Wochen sollen weitere rund 300 Fragebögen zusammengetragen und ausgewertet werden. Die ersten Ergebnisse sind ab heute im Internet auf der Seite www.ju-nordhorn.de einzusehen.

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